Das war der dritte Brachflächen Gipfel

Am 22. Oktober 2024 lud das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) zum dritten Brachflächen-Gipfel - erstmals nach Salzburg in die Tribühne Lehen.

120 Besucher:innen nahmen an dem Brachflächen-Gipfel teil der von Gerald Votava moderiert wurde. Die Eröffnungsreden hielten der Salzburger Bürgermeister Bernhard Auinger, der Landesrat für Raumordnung und Wohnen und FBM Leonore Gewessler (per Videobotschaft).

Es folgte ein Rückblick auf die dreijährige Arbeit des Brachflächen-Dialoges durch das Team - Christian Janitsch (BMK), Georg Langthaler (BMK), Sabine Rabl-Berger (Umweltbundesamt), Gundula Prokop (Umweltbundesamt) und Moritz Ortmann (Kommunalkredit Public Consulting): 9 Webinare, 50 Best Practice Beispiele, über 80 Förderprojekte, Zusammenarbeit mit Universitäten, regelmäßige Vernetzungstreffen mit den wichtigsten Vertreterinnen von Bund und Ländern, die Publikation von Grundlagen-Papieren und Exkursionen.

Die Key-Note zur Veranstaltung erfolgte von Sarah Dungs - der Geschäftsführerin der Grey Field Group und Vorstandsvorsitzende des Verbandes für Bauen im Bestand.  Greyfield hat zum Ziel, Bestandsimmobilien zu kaufen und diese wieder nutzbar zu machen und sie somit an die Menschen zurückzugeben - und damit auch vor dem Abriss zu bewahren. Der Slogan „Wir haben Neubau gelernt, aber Bestand ist die Zukunft“ wird uns allen noch lange in Erinnerung bleiben.

Es folgte ein Exkurs in die Praxis. In einem Fachgespräch wurden Erfahrungswerte aus der Sicht der Immobilienwelt (Michael Stockinger, Wiener Städtische Versicherung) und aus der Sicht der Prozessbegleitung (Monika Hohenecker, Regio Plan) Preis gegeben.

Der Brachflächen-Dialog möchte in Zukunft intensiver mit Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten, um einerseits das Thema Flächenrecycling stärker in die Ausbildung zu bringen und andererseits die Erarbeitung neuer Lösungsansätzen zu forcieren. In diesem Zusammenhang stellten die FH Salzburg (Stefan Netsch) und die Universität Wien (Yvonne Franz, Martin Heintel) aktuelle Projekte zum Thema vor. Im Falle der Uni Wien präsentierten die StudentInnen selbst ihre Ergebnisse (Chapeau!).

Um das berühmte Mittagstief zu vermeiden wurde die Mittagspause kurzgehalten und zwei Fachspaziergänge angeboten. Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an Romana Schwab (Innovation Salzburg GmbH), Georg Sulzberger (Wirtschaftsservice der Stadt Salzburg) und Inge Strassl (SIR – Salzburger Institut für Raumordnung & Wohnen GmbH), die die Besucher:innen durch die Stadt führten. 

Einer der Spaziergänge führte durch den Stadtteil Lehen, der in den letzten 20 Jahren eine gewaltige Transformation durchlaufen hat. Das Stadtviertel war von industrieller und gewerblicher Nutzung geprägt und als Wohngegend unbeliebt. Gaswerk, Fußballstadion und Getreidemühle sind mittlerweile Geschichte. Heute ist Lehen ein bürgerliches Wohnviertel mit gewerblichen Nutzungen und Freizeitangeboten. Das Viertel ist fahrradfreundlich und gut durchgrünt. Weitere Highlights: die Wohnsiedlung „Stadtwerk Lehen“ wurde auf dem Areal des ehemaligen Gaswerks errichtet und ist energieautark. Eine in die Jahre gekommene Wohnsiedlung aus den 60er Jahren wurde durch umsichtiges „Change Management“ barrierefrei und klimafit modernisiert.

Am Nachmittag führte Architekt Markus Ulrich (archigraphus) das Publikum auf eine Reise zu den Städten Lille und Liège. Sein Vortrag gewährte Einblicke in unkonventionelle und innovative Umnutzungen von ehemaligen Industrieliegenschaften und stellte zudem Instrumente vor, die in Österreich bislang weitgehend unbekannt sind. Dieser anregende Austausch weckte das Interesse der Teilnehmenden. Das Team des Brachflächen-Dialogs befindet sich derzeit in der Planung eine Exkursion zu den genannten Standorten im September 2025. 

Die Bundesförderung Flächen-Recycling kann nach zweieinhalb Jahren auf 86 genehmigte Förderfälle verweisen. Moritz Ortmann (Kommunalkredit Public Consulting) berichtete über die „lessons learned“.

Der Brachflächen-Dialog arbeitet aktuell an einem Positionspapier für die nächste Regierung unter dem Titel „Für eine effizientere Nutzung des Bestandes!“. Zu diesem Zweck wurden sechs Positionen erarbeitet und dem Publikum vorgestellt: 

  1.  Brachflächen erheben, sichtbar machen und aktiv bearbeiten
  2. Vorrang für die Wiedernutzung von Brachflächen
  3. Leerstand vermeiden
  4. Finanzielle Vorteile für die Wiedernutzung von Brachflächen
  5. Stärkeres “staatliches” Engagement beim Flächenrecycling
  6. Für Gemeinden und gemeinnützige Bauträger den Zugriff auf Brachflächen erleichtern

 Anschließend hatten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit, die einzelnen Positionen anhand von Punkten zu bewerten. Die höchsten Punktezahlen erhielten die Position “Vorrang für die Wiedernutzung von Brachflächen” sowie “Finanzielle Vorteile für die Wiedernutzung von Brachflächen”. Das Positionspapier wird voraussichtlich im November fertiggestellt. 

Zum Abschluss der Veranstaltung präsentierte Konrad Dürrbeck (Fraunhofer Institut) die ersten Zwischenergebnisse der Brachflächenerhebung, die mithilfe künstlicher Intelligenz durchgeführt wurde. Bislang konnten rund 5.700 Gewerbestandorte mit einer Fläche von über 1.000 m² identifiziert werden. Die Ergebnisse müssen allerdings noch bis Ende des Jahres validiert werden.